Realität 1: Der deutsche Chemiekonzern BASF gilt als Vorreiter freiwilliger Initiativen zu sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit, als Vorbildkonzern für Lieferkettenverantwortung. BASF ist weltweit größter Hersteller von Autokatalysatoren, dafür wird Platin, eines der wertvollsten Metalle der Welt, benötigt. BASF ist Hauptkunde vieler Platinminen im Globalen Süden.
Realität 2: Am 16. August 2012 werden in einer Platinmine in Südafrika 34 Streikende von der Polizei erschossen. Sie, wie auch andere südafrikanische Wanderarbeiter:innen, leben seit Generationen in Wellblechhüttenslums ohne Strom, ohne Wasser und Kanalisation. Im selben Jahr, in dem die Arbeiter:innen gegen die schlechten Bedingungen in der Mine und für angemessene Löhne streikten, kaufte der Großkonzern BASF dort jeden Tag Platin im Wert von 2 Millionen Euro ein.
Im Seminar wird das (Miss-)Verhältnis dieser beiden Realitäten beleuchtet und diskutiert. Warum ist es so stabil? Mit welchen Mitteln versuchen Menschen – im Globalen Süden und Norden – dieses Verhältnis zu verändern?
Ein wirksames Mittel könnte ein EU-Lieferkettengesetz sein, das die EU-Kommission Anfang 2022 als Vorschlag vorgelegt hat. Dieses Gesetz soll Unternehmen künftig verpflichten, Menschenrechte und Umwelt in ihren globalen Lieferketten zu achten. Kann das EU-Lieferkettegengesetz eine Veränderung zum Positiven bewirken?