Blackening Vienna. Aspekte afrikanischer Präsenz in Wien seit 1918

Das gegenständliche Forschungsprojekt bezweckt die Anwendung des in der
Diversitätsforschung diskutierten Paradigmas „Blackening Europe“ (Gilroy et al., in: RaphaelFernandez 2004) auf das republikanische Wien. Gemeint sind damit

  • die migrationsbedingt zunehmende Präsenz von Menschen afrikanischer, afroamerikanischer und afro-karibischer Herkunft,
  • ihr Beitrag zum Entstehen einer multikulturellen (nach Gilroy: synkretistischen)
    Gesellschaft sowie
  • die Möglichkeiten, die ihnen diesbezüglich im Rahmen einer demokratischen Gesellschaft geboten bzw. im Fall des Fehlens einer solchen verweigert werden.
 

Untersuchungszeitraum sind die Erste Republik, der Austrofaschismus, das NS-Regime und die Zweite Republik, immer hauptsächlich fokussiert auf Wien.

Untersuchungsbereiche:

  • schwarze Menschen in Bühnen- und Filmkultur sowie im Sport
  • in Kirche und Religion
  • am Arbeitsmarkt
  • in der Politik

Im Vordergrund stehen daher Aspekte der Entstehung einer diversen Gesellschaft in Wien in alltäglichen Zusammenhängen und weniger übergeordnete ausländer/asylpolitische oder –rechtliche Fragen. Menschen afrikanischer Herkunft werden als Akteure gesellschaftlicher Veränderung aufgefasst und nicht als Opfer einer rassistischen Politik – zumindest solange und insofern von einer funktionierenden Demokratie gesprochen werden kann. 

Die Themenstellung ist für die aktuelle Migrations- und Fluchtdebatte relevant, weil sie die ideologische Annahme einer bisher homogenen und nun in Frage gestellten
„weißen/deutschen/europäischen“ Gesellschaft widerlegt und verdrängte Traditionsstränge von Diversität und kulturell-sozialem Synkretismus offenlegt.

Sie zeigt gleichzeitig auf, dass Österreich bzw. Wien trotz des weitgehenden Fehlens einer staatlichen Kolonialpolitik bzw. trotz der Misserfolge einer solchen) immer in globale Zusammenhänge (Migration, Kulturbeeinflussung, Warenverkehr etc.) eingeordnet ist. Diese Tradition sollte nicht verdrängt, sondern für die aktive Gestaltung einer diversen und multikulturellen Gesellschaft heute und mit Blick auf die Zukunft genutzt werden.