6 November 2002

Abkommen verbietet Handel mit "Blutdiamanten" ab 2003

Dem internationalen Handel mit so genannten "Blutdiamanten" aus Bürgerkriegsländern wird ein Riegel vorgeschoben. Ab Jänner kommenden Jahres soll ein fälschungssicherer Herkunftsnachweis die Unbedenklichkeit der Rohdiamanten von der Förderung bis zum Juwelier garantieren. Darauf haben sich Vertreter von 40 Staaten sowie der Diamantenindustrie am Dienstag in Interlaken in der Schweiz geeinigt. Die neuen Im- und Exportvorschriften sollen verhindern, daß Bürgerkriegsparteien ihre blutigen Konflikte mit dem Geld aus dem Verkauf von Diamanten finanzieren.

Die Regelungen sehen unter anderem vor, daß Rohdiamanten mit einem "Identitätspaß" versehen und nur noch in versiegelten Behältern transportiert werden. Länder, die nicht am Kontrollsystem teilnehmen, werden vom internationalen Handel mit Rohdiamanten ausgeschlossen.

Menschenrechtsorganisationen sprachen von einem ersten Erfolg, kritisierten aber zugleich, daß die Diamantenindustrie keinen unabhängigen externen Kontrollen unterliegt. Bemängelt wird weiterhin, daß im Rahmen der neuen Selbstregulierung kein Strafinstrument geschaffen wurde, mit dem Regierungen und Konzerne bei Verstößen juristisch verfolgt werden können.

Nach Angaben der Europäischen Union stammen weniger als vier Prozent der weltweiten Diamantenproduktion aus Konfliktgebieten wie Angola, Sierra Leone oder der Demokratischen Republik Kongo. Dagegen schätzen Menschenrechtsorganisationen den Marktanteil auf bis zu 20 Prozent. Nach einer Studie des Worldwatch Institutes haben bewaffnete Konflikte zur Kontrolle von Rohdiamanten im vergangenen Jahrzehnt mehr als 20 Millionen Menschen vorwiegend in Afrika das Leben gekostet.

Das Abkommen von Interlaken steht am Ende des so genannten Kimberley-Prozesses. In der südafrikanischen Stadt Kimberley hatten im Mai 2000 Staaten aus dem südlichen Afrika erstmals über einen Stopp von "Konfliktdiamanten" beraten, um die legale Diamantenindustrie zu schützen. Eine Reihe von Entwicklungsländern sind große Produzenten von Rohdiamanten und hängen von diesen Einkünften ab. Die Weltdiamantenförderung lag im vergangenen Jahr bei rund 7,5 Milliarden US-Dollar (7,48 Mrd. Euro).

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URL: http://www.sadocc.at/sadocc.at/news2002/2002-328.shtml
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