28. Oktober 2002

SWAZILAND: Mädchenräuber Mswati III.?

Die jüngste "Brautwahl" König Mswatis III. wird zunehmend zu einem innenpolitischen Problem. Intensiv werden das Eheleben des Monarchen und damit zusammenhängend die persönlichen Privilegien des Königs - des letzten absolut regierenden Herrschers Afrikas - öffentlich und sogar vor Gericht erörtert. Anlaß der Kontroverse ist das Verhalten des Königs auf die vor drei Wochen abgehaltene traditionelle Zeremonie, bei der unverheiratete Mädchen vor dem König tanzen und welche diesem nach altem Herkommen die Möglichkeit gibt, sich eine weitere Ehefrau auszusuchen. Nach der Zeremonie wurden drei junge Frauen - zwei siebzehnjährige und eine achtzehnjährige - von Beauftragten des Königs an einen unbekannten Ort gebracht, um dort auf ihre Pflichten als zukünftige Gemahlinnen des Königs vorbereitet zu werden. Mswati III. verfügt bereits über neun Frauen (was im Vergleich zu den 120 Frauen seines Vaters Sobhuza II. ohnehin noch wenig ist).

Erstmals allerdings wurde die königliche Entscheidung von einer der betroffenen Familien - der Mutter der achtzehnjährigen Ayanda Nolichwa Ntentesa - nicht akzeptiert. Die energische Mutter - eine Managerin bei Telekom Swaziland - reichte bei Gericht sogar eine Klage wegen Entführung ein - allerdings nicht gegen Mswati (er und die gesamte königliche Familie sind nach den Landesgesetzen immun), sondern gegen den obersten Staatsanwalt des Landes, der die Krone normalerweise in Gerichtsfällen vertritt.

Spekulationen sprechen davon, es sei selbst im engsten Kreis der königlichen Familie zu Widerstand gekommen. So nahmen sieben der neun Ehefrauen überraschend nicht an den Feierlichkeiten zum 100jährigen Gründungsjubiläum der Stadt Mbambane teil. Gerüchte über einen "Boykott" des Königs wurden vom Palast allerdings dementiert.

Wie die Mutter argumentiert, sei die Heiratsanordnung des Königs ohne die Zustimmung ihrer Tochter bzw. der Familie erfolgt, und Nolichwa würde es vorziehen, sich in Ruhe auf die Schlußprüfungen der Schule vorbereiten und anschließend ein Studium in Südafrika beginnen zu können.

Dienstag, 29. Oktober, soll nun die erste Gerichtsverhandlung über die "Entführungsklage" der Mutter stattfinden, bei der vor allem die Frage im Zentrum steht, ob Ayanda Nolichwa Ntentesa den Beauftragten des Königs freiwillig gefolgt ist oder nicht. Als präsumptives Mitglied der königlichen Familie wird die junge Frau dabei allerdings nicht persönlich anwesend sein können. Sie wird durch zwei hochrangige Juristen des Landes (männlich)vertreten.

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