21. Juni 2002

Heftige Vorwürfe gegen Chiluba

Über die Rolle des früheren Präsidenten Zambias, Frederick Chiluba, ist eine heftige Diskussion entbrannt. Ihm wird vorgeworfen, das Land während seiner zehnjährigen Präsidentschaft ausgeplündert und sich selbst dabei bereichert zu haben. Mittlerweile sind Gerücht aufgetaucht, wonach Chiluba schon die Flucht ins Ausland vorbereite.

Auch der heutige Präsident Levy Mwanawasa - dem Chiluba selbst bei einer umstrittenen Wahl im Dezember 2001 den Weg ins Amt geebnet hatte - hat sich von seinem Amtsvorgänger distanziert. Ihm wurde vorgeworfen, ein Gerichtsverfahren gegen seinen Vorgänger zu verhindern. Die Vorwürfe kamen auf, als Chilubas geschiedene Frau von ihm 2.5 Milliarden Dollar verlangte und behauptete, dass Chiluba durchaus in der Lage sei, diese Summe zu bezahlen. Zur Zeit läuft außerdem ein Verfahren gegen vier Journalisten, die noch während Chilubas Amtszeit ihn einen Dieb genannt hatten. Mittlerweile heißt es, daß das Verfahren längst nicht mehr gegen die Journalisten ginge, sondern gegen Chiluba.

Chiluba wird vorgeworfen, das Land durch seinen Privatisierungskurs ruiniert zu haben. Besonders der Verkauf mehrerer ehemalig staatlicher Kupferminen an private Investoren wird kritisiert, da diese Minen heute zum Teil von der Schließung bedroht sind oder schon geschlossen wurden. Daher wird Chiluba auch für die hohe Arbeitslosigkeit im Land verantwortlich gemacht. Zambia war eines der reichsten Länder der Region, als es 1964 unabhängig wurde. Doch das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist seither von 750$ pro Jahr auf 231$ gesunken.

Chiluba wird außerdem vorgeworfen, sich persönlich bereichert und seine Günstlinge auf Staatskosten versorgt zu haben. Den neuesten Vorwurf erhob Präsident Mwanawasa laut einer Pressemeldung vom 21.Juni: Chiluba hätte den damaligen Armeechefs noch am letzten Tag seiner Präsidentschaft weitreichende Vergünstigungen gesichert, darunter eine überhöhte Pension und den Anspruch auf zwei Hausangestellte. Der Staat könne es sich nicht leisten, diese Geschenke zu bezahlen, so Mwanawasa.

Chiluba selbst hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. In einer Pressekonferenz am 16.Juni wies er auch die Berichte zurück, denen zufolge er plane, sich ins Ausland abzusetzen. Er liebe seine Heimat und sein stolz auf sie, er wolle und könne in keinem andern Land leben. „Wenn ich einen Koffer mitnehmen könnte und drei Koffer zurücklassen müsste - würde das den Sinn machen?" Außerdem sei es völlig unmöglich, in einem Land mit einem Buttoinlandsprodukt von 3 Milliarden Dollar pro Jahr auch nur eine Milliarde zu entwenden. Die Vorwürfe seien haltlos und einem ehemaligen Präsidenten gegenüber respektlos. (THE POST, MAIL&GUARDIAN)

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