24. Jänner 2002
SWAZILAND: Prozeß gegen Oppositionsführer Masuku
Der Beginn des Gerichtsprozesses gegen den Oppositionsführer und
Parteichef der verbotenen PUDEMO-Partei, Mario Masuku, hat scharfe Proteste
hervorgerufen. Masuku, der bereits 1990 vor Gericht stand und nach jahrelangem
Aufenthalt in Exil und Untergrund 2001 neuerlich verhaftet werden konnte, ist
angeklagt, die Autorität des Königs zu unterhöhlen". Bei
der ersten Verhandlung am 24. Jänner 2002 in der Hauptstadt von Swaziland,
Mbabane, wurde beschlossen, die auf 10 Tage anberaumte Verhandlung nicht
öffentlich zu führen; nur Masukus Familie, seine Anwälte und
einige Priester dürfen anwesend sein.
In einer Aussendung protestierte der Congress of South African Trade
Unions (COSATU) der in einem engen Bündnis mit dem
Gewerkschaftsbund von Swaziland steht gegen diese Entscheidung: Nicht
nur die Art der Prozeßführung, auch die Anklage zeige, wieweit
Swaziland von rechtstaatlichen Normen entfernt sei; Masuku habe nur sein Recht
auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen. COSATU bedauert es,
daß beim SADC-Gipfeltreffen in Malawi die undemokratische
Regierungspraxis von König Mswati III. nicht kritisiert wurde, und
forderte internationalen Druck auf den König, um eine wirkliche
Demokratisierung zu ermöglichen. In Swaziland selbst beteiligten sich
wenige Tage vor Prozeßbeginn Hunderte von Menschen an einem
Gebetsgottesdienst für Masuku.
Swaziland, wo die Verfassung seit 1973 außer Kraft gesetzt ist und
alle politischen Parteien verboten sind, wird von einem traditionalistischen
Aristokratenregime tinkhundla unter Führung der
königlichen Dlamini-Familie regiert. Das Justizwesen ist durch
regelmäßige, in den königlichen Residenzen abgehaltene
Instruktionen über the Swazi way of carrying out justice
schwer eingeschüchtert, gerade in den letzten Jahren wurden mehrfach
regierungskritische Zeitungen geschlossen und Journalisten ermordet. Durch eine
Novellierung des Arbeitsgesetzes wurde den ländlichen Grundbesitzern die
Heranziehung von Kleinbauern zu Zwangsarbeit gestattet. Im Herbst letzten
Jahres hat die Vorlage eines regimefreundlichen Verfassungsentwurfs durch den
König zu verstärkten politischen Protesten bzw. brutaler Repression
durch die Sicherheitskräfte geführt.
Mario Masuku, so COSATU in der Protesterklärung, ist
gegenwärtig der einzige inhaftierte politische Führer im
Südlichen Afrika nicht einmal Zimbabwes Staatspräsident Robert
Mugabe habe bisher zu diesem extremen Mittel gegriffen. Dessenungeachtet werde
immer nur von der Krise in Zimbabwe gesprochen und die Situation in Swaziland
bewußt übersehen. Wahrscheinlich deshalb, so der
südafrikanische Gewerkschaftsbund, weil in Zimbabwe die
kommerziellen Interessen der Weißen auf dem Spiel stehen, während es
in Swaziland die legitimen politischen Rechte der Armen sind.
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