25. April 2001
Pharmakonzerne ziehen Klage zurück
Ihre Klage gegen die Republik
Südafrika, mit welcher der Import billiger Medikamente zur Behandlung von
Aidskranken verhindert werden sollte, haben multinationale Pharmakonzerne am
19. April zurückgezogen. Die Einstellung des Verfahrens in Pretoria wurde
von den Zuschauern im Gerichtssaal - unter ihnen Dutzende Aids-Aktivisten - mit
Begeisterung und Applaus begrüßt; Gesundheitsministerin Manto
Tshabalala-Msimang und Zachie Achmat, Vorsitzender der Treatment Action
Campaign (TAC), sprachen beide von einem Durchbruch für die
Aidspolitik Südafrikas.
Die Klage gegen Südafrika war von der
Pharmaceutical Manufacturer's Association (PMA) sowie 39
multinationalen pharmazeutischen Firmen gegen das 1997 von Kapstadt
beschlossene neue Pharmagesetz eingebracht worden, demzufolge die Einfuhr sog.
generischer Heilmittel - Kopien international patentierter Medikamente, wie sie
u. a. von Indien zu einem Zehntel des offiziellen Preises angeboten werden -
gestattet wird. Dieses Verfahren ist unter dem von der Welthandelsorganisation
(WTO) administrierten Patentrecht nur bei Vorhandensein eines
gesundheitlichen Notstands erlaubt; nach der Ansicht Pretorias ist
ein solcher Notstand in Südafrika gegeben - einem Land, in dem
nach Schätzungen jeder Neunte bereits an HIV/Aids erkrankt ist und in dem
mehr Menschen mit Aids leben als in jedem anderen einzelnen Land der Welt.
Da sich Südafrika andererseits bereit erklärt hat, die Regeln
für intellektuelles Eigentum (TRIPS) grundsätzlich einzuhalten (was
eine Novellierung des Medicines Act beinhalten könnte), wurde die
außergerichtliche Einigung mit den Konzernen auch von seiten der WTO
begrüßt.
Nichtregierungsorganisationen in Südafrika,
deren Mobilisierung den zum Erfolg führenden Druck auf die internationalen
Firmen erzeugt hat, fordern die Regierung nun zu einer aktiveren Aids-Politik
auf; gerade das vielkritisierte Zögern von Staatspräsident Thabo
Mbeki in der Aids-Frage hatte nicht nur seiner Popularität enorm
geschadet, es wurde vielmehr auch wertvolle Zeit für flächendeckende
Behandlungs- und Vorsorgekampagnen vertan (vgl. INDABA 27/00). So wird von der
Treatment Action Campaign und dem Congress of South African Trade
Unions (COSATU) das Fehlen eines landesweiten Programms zur Verhinderung
der HIV-Transmission durch schwangere Mütter auf die noch ungeborenen
Kinder kritisiert; weiters wird eine massive Erhöhung der aufgrund des
GEAR-Programms bisher stabil gehaltenen Gesundheitsausgaben aus dem Budget
verlangt. Von den Arbeitgebern fordert der Gewerkschaftsbund kostenlose
medizinische Behandlung für aidserkrankte Arbeiter und ihre Familien.
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