November 24, 2004
Botschafter Rumpf zu Gedächtnis-Ausstellung in Berlin
Anläßlich der Eröffnung der großangelegten Gedächtnisausstellung „Namibia – Deutschland: Eine geteilte Geschichte“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin nahm der namibische Botschafter in der BRD und Österreich, Hanno Rumpf, zu aktuellen Fragen des bilateralen Verhältnisses beider Staaten Stellung. Das Interview ist im Volltext unter http://www.dhm.de/ausstellungen/namibia/interview.htm zu lesen.
Hinsichtlich der starken Fokussierung der Diskussion in der Öffentlichkeit der BRD auf die Ereignisse von 1904 äußert sich Botschafter Rumpf eher kritisch. „Aus deutscher Perspektive vielleicht verständlich. Bei einer derartigen Einengung auf die Ereignisse des Jahres 1904 besteht aber meiner Meinung nach die Gefahr, dass der Widerstand, den es außerhalb des sogenannten Deutsch-Herero-Krieges gegeben hat, ausgeblendet wird. Dieser frühe antikoloniale Widerstand gegen das Deutsche Reich hat eben nicht nur über die Herero stattgefunden, sondern hat natürlich, vielleicht in ungleich größerem Umfang sogar, über den Kampf der Nama stattgefunden. Was war denn der Grund, warum sich die Herero und Nama den Deutschen widersetzten? Die Position der Herero und Nama resultierte aus ihrem Wunsch, ihre de facto bestehende Unabhängigkeit zu behalten. Außerdem widersetzten sie sich der stattfindenden Enteignung ihres Bodens. Und diese Gründe sind auch später noch relevant geblieben. Darum hat es auch in den darauf folgenden Jahren einen Widerstand gegen koloniale Unterdrückung gegeben.“
Zur Entschuldigung der bundesdeutschen Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul sagt Rumpf: „Geschichte kann man nicht ungeschehen machen. Aber es war das erste Mal, dass eine deutsche Regierung um Vergebung gebeten hat für das, was damals geschehen ist. Das war für die Namibier selber, für hererosprachige Namibier aber auch für andere Namibier, ein sehr wichtiger Schritt. Vergessen kann man nicht, vergeben kann man. Aber man kann sicherlich nur dann vergeben, wenn derjenige, der historisch gesehen ein Unrecht begangen hat, sich dieser Tatsache bewusst ist, und ehrlich um Vergebung bittet... Die Geschichte wird immer ein stark verbindender Faktor in unseren Beziehungen sein. Wir leben aber in der Gegenwart und arbeiten an den dynamischen, wachsenden Beziehungen zwischen unseren Ländern... Ich bin davon überzeugt, dass es in Zukunft ein gutes, kooperatives Verhältnis gegeben sein wird, das sich sicherlich nicht nur über entwicklungspolitische Maßnahmen erstellt, sondern hoffentlich zunehmend über andere, vielleicht längerfristig gesehen viel wichtigere Aspekte, z. B. kulturelle oder wirtschaftliche. Wir werden immer eine sehr enge Beziehung zu Deutschland haben. Aber nicht nur zur Bundesrepublik als Staat, sondern sicherlich vor allem eben auch zu den Menschen, die hier und in unserem Lande leben.“
|