August 19, 2004
Namibischer Bischof für deutsche Entschuldigung an ganze Nation
Der namibische Bischof Zephania Kameeta hat die deutsche Bundesregierung aufgefordert, ihre Entschuldigung für deutsche Kolonialverbrechen an die ganze namibische Nation zu richten. "Es ist Zeit, dass Deutschland den Menschen von Namibia die Hand der Versöhnung, des Wiederaufbaus, der Entwicklung und des Friedens ausstreckt", sagte der lutherische Theologe in Windhoek laut einer am 18. August in Wuppertal veröffentlichten Erklärung. Unterdessen bekräftigte ein führender Herero-Vertreter seine Forderung nach Entschädigung, die von der Bundesregierung weiter abgelehnt wird.
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hatte am Samstag bei einer Gedenkfeier zur Schlacht am Waterberg vor 100 Jahren erstmals eine deutsche Entschuldigung an die Herero und Nama gerichtet. Bischof Kameeta würdigte die Rede der Ministerin als "bahnbrechend". Die Entschuldigung sollte nun auf die ganze Nation Namibia ausgedehnt werden, sagte Kameeta, der auch Moderator der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal ist.
Auch der König der Herero, Kuaima Riruako, dankte für die Entschuldigung, deren Ernsthaftigkeit außer Frage stehe. Vor Journalisten in Katutura bei Windhoek mahnte er am Donnerstag zugleich Entschädigungen an und rief zum Dialog zwischen Deutschland und den Herero auf. Es gebe Beweise dafür, dass Deutschland den Niedergang des Herero-Volkes wirtschaftlich genutzt habe.
Weil Deutschland zu den acht führenden Wirtschaftsnationen gehöre, sei es "fair und angemessen", dass die Entschuldigung Wiedergutmachung einschließe. Riruako sagte weiter, seine vor einem US-Gericht angestrengte Entschädigungsklage gegen Deutschland werde nicht fallen gelassen. Sie könnte allenfalls ausgesetzt werden, falls der Dialog mit Deutschland Fortschritte mache.
In dem Vernichtungskrieg deutscher Kolonialtruppen (1904-1908) im damaligen Deutsch-Südwestafrika kamen nach Schätzungen etwa 65.000 der 80.000 Herero und 10.000 der 20.000 Nama ums Leben. Historiker sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. (epd)
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