24. Februar 2003

ZAMBIA: „Retter der Nation“ wegen Korruption verhaftet

Zambias ehemaliger Staatspräsident, Frederick Chiluba, wurde am Montag, 24. 2., wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder vorübergehend verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit bis Dezember 2001 umgerechnet mehrere Millionen Euro ins Ausland geschafft zu haben. Der 59-Jährige hat die Vorwürfe allerdings zurückgewiesen. Er wurde wenig später gegen eine Kaution von 1,5 Mrd Kwacha (280.000 Euro) freigelassen.

Zu der Verhaftung war es gekommen, nachdem der Oberste Gerichtshof des Landes es in der vergangenen Woche abgelehnt hatte, Chilubas Immunität wiederherzustellen. Sein Nachfolger Levy Mwanawasa hatte Chiluba vorgeworfen, er habe Verwandten und Vertrauten über ein Londoner Bankkonto des zambischen Geheimdienstes öffentliche Gelder zukommen lassen. Laut einer Erklärung der Polizei werde auch wegen der mutmaßlichen Verwendung von Regierungsgeldern für die Anschaffung von Fahrzeugen für die Regierungspartei MMD ermittelt. Chiluba soll auch in einen Waffenhandel mit dem Kongo im Wert von 20 Mio Dollar (18,7 Mill. Euro) verwickelt gewesen sein.

Frederick Chiluba, von seinen Anhängern ursprünglich als „Retter der Nation“ gefeiert, hatte 1991 den legendären Unabhängigkeitspräsidenten Kenneth Kaunda und dessen seit 1964 regierende Partei UNIP abgelöst. Nur durch eine spezielle Verfassungsänderung, die Kaunda wegen dessen angeblicher Abstammung aus Malawi von einer Wiederkandidatur ausschloß, hatte er 1996 seine Wiederwahl bewerkstelligen können. Überschattet von zahlreichen Korruptionsaffären und Repressionen gegen Menschenrechtsaktivisten und unabhängige Medien hatte sich Chilubas Amtszeit vor allem durch den Ausverkauf der verstaatlichen Industrie Zambias und eine ungebremste Durchführung der von den internationalen Finanzinstitutionen „empfohlenen“ Strukturanpassungsprogramme ausgezeichnet. Bildungs- und Sozialstandards in Zambia nahmen dadurch ab, während die Armutsindikatoren stark stiegen. (SADOCC)

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