Afrikanische Diaspora vor 300 Jahren: Vom ersten Angolaner in Österreich

Im Zuge von Forschungen zum „Afrikanischen Wien“ recherchierte Walter Sauer das unglückliche Schicksal des Jacob Bock aus dem Kongoreich. Dem Journalisten Abel Abraão ist es zu verdanken, daß sich nun das offizielle Angola der Geschichte annimmt. Vielleicht wäre auch eine Gedenktafel am Hohen Markt in Wien angemessen?

Als Jacob Bock geboren wurde – seinen richtigen Namen kennen wir nicht –, da stand der Galgen schon, der ihm später zum Verhängnis werden sollte. Drei Hinrichtungsstätten in der Innenstadt hatte Wiens Militärkommandant, Graf Rüdiger von Starhemberg, 1683 zu Beginn der zweiten osmanischen Belagerung aufrichten lassen. Zu viele Deserteure und Verräter gab es, die insgeheim auf eine Übergabe an den Großwezir hofften, zu viele Defaitisten, die im Regime des Sultans mehr Toleranz gegeben sahen als unter der Knute Habsburgs. Derlei wurde nun endlich zum Schweigen gebracht. Als die Belagerung mit Gottes Hilfe beendet war, blieb einer der drei provisorischen Galgen, der auf dem Hohen Markt, für alle Fälle erhalten. Der siegreich zurückgekehrte Absolutismus und seine Verbündeten, die gegenreformatorische Kirche und die südeuropäischen Aristokraten, fühlten sich noch nicht genügend gefestigt, und spektakuläre Hinrichtungen im Zentrum Wiens sollten der Abschreckung dienen. Erst 1723 – als die politische Lage wieder stabil war und mehr ausländische Besucher die Kaiserstadt an der Donau bereisten – wurde die Richtstätte abgebaut.

Um 1684, wie das Gericht später festhielt, wurde der junge Mann im legendenumwobenen Königreich Kongo geboren: In einem Feudalstaat im Norden des heutigen Angola also, von dem uns portugiesische Berichte seit dem Ende des 15. Jahrhunderts erzählen. 72 Provinzen, eine straff organisierte Verwaltung, ein gottähnlicher König, der in Mbanza Kongo, einer bis heute noch nicht archäologisch erforschten Hauptstadt im Norden Angolas, residierte, samt einem in kostbare Raffiagewebe gehüllten Gefolge; eine Wirtschaft, die auf Basis von Mais, Hirse und Fischerei funktionierte, Kupfer und Eisen zu bearbeiten verstand und sich Nzimbu genannter Muscheln als Währung für den Binnenhandel bediente; eine Klassengesellschaft, die auf der Ausbeutung von Bauern, aber auch der Nutzung von Sklaven- und Gefangenenarbeit beruhte; ein kosmologisches Ganzes, dessen Zusammenhalt die mächtigen Regenpriester in sogenannten Malunga-Schreinen organisierten.

Kongo war ein Machtfaktor, dem die Portugiesen zunächst respektvoll begegneten; einer der Botschafter des Mani Kongo, der in Rom verstarb, wurde immerhin in Santa Maria Maggiore beigesetzt. Im Verlauf der Jahrzehnte gelang es den Portugiesen jedoch, die Gesellschaft des angolanischen Kongo zu unterminieren: Missionare stellten die überlieferte Ordnung in Frage, der wachsende europäische Bedarf an Sklaven verstärkte die innere Unterdrückung und führte zur Entvölkerung weiter Gebiete. Für eine Flasche Branntwein um 10 Gulden, schreibt der Wiener Missionar Laimbeckhoven, konnten die portugiesischen Händler einen gutgewachsenen männlichen Sklaven im Marktwert von 200 Gulden erwerben. Die meisten dieser Unglücklichen wurden auf die Plantagen nach Brasilien, nicht wenige aber auch direkt nach Portugal gebracht; Lissabon war Laimbeckhoven zufolge von Tausenden Afrikaner/innen bevölkert. So wird auch der Angolaner Jacob über Portugal nach Österreich gekommen sein.

Über seine Lebensumstände in der Wiener Diaspora wissen wir praktisch nichts. Er könnte (entlaufener?) Angehöriger des Gefolges eines portugiesischen Adeligen oder Botschafters gewesen sein, oder Knecht eines Kaufmanns aus Portugal. Wenn er in Wien einen fixen Wohnsitz hatte, dann anscheinend nicht in der Innenstadt. Auch ob er der deutschen Sprache mächtig war, ist unbekannt – aber irgendwie muß er sich seinen Bekannten, geschweige denn den Behörden gegenüber doch verständlich gemacht haben. Diese seine Bekannten – Freunde? Kollegen? – fanden sich unter den Dienern der aristokratischen Elite: Lakaien, Kutscher, Leibwächter oder Kuriere. Man traf sich in einem Wirtshaus in der Innenstadt, in der Nähe des Grabens. Dort war es, wo es am 18. August 1704, einem offensichtlich „blauen“ Montag, zur Katastrophe kam.

Soweit der Hergang noch zu klären ist, begann es mit einer Schlägerei zwischen zwei adeligen Lakaien. Als weder Gastwirt noch Gäste die beiden Raufenden zur Ruhe bringen konnten, schritt die Rumorwache ein, ein städtischer Wachkörper mit nicht gerade großer Beliebtheit. Das Eingreifen der Polizei eskalierte die Lage. Worum es bei der Schlägerei auch immer gehen mochte, zu welcher der beiden Seiten die Zuschauer auch halten mochten – die Behörden ging das ihrer Ansicht nach keinesfalls etwas an. Es reichte schon, daß man verpflichtet war, die Launen des arroganten Adels auszuhalten, dem Klerus gegenüber religiöses Wohlverhalten zu zeigen und den kaiserlichen Beamten ständig steigende Steuern und Bestechungsgelder abzuliefern. Wachsende Verarmung breiter Bevölkerungskreise und ein unglaublicher Luxus der Herrschenden waren die Folge. Am Graben beispielsweise wurde in diesen Jahren St. Peter errichtet, eine der prächtigsten Barockkirchen Wiens, mit welcher der Kaiser seine universalen Herrschaftsansprüche zu symbolisieren gedachte. Vermutlich auch wegen dieser und anderer Baustellen kamen im Folgenden so viele Steine ins Spiel.

Was zunächst als Schlägerei begonnen hatte, nahm nach der Verhaftung der beiden Kontrahenten den Charakter einer grundsätzlichen Konfrontation zwischen Polizei und Passanten an. Eine spontane Rebellion der städtischen Unterschicht gegen „die da oben“, nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in der Wiener Geschichte. Im Juli 1700 hatte eine wütende Menge die Büros des Bankhauses Oppenheimer auf dem Bauernmarkt gestürmt, im Jänner 1706 wurden unzufriedene Kutscher in der Alserstraße rebellisch, und 1722 begann in einem Wirtshaus auf der Freyung die bekannte Schuhknechtrevolte – ein Markstein im Kampf der Handwerksgesellen gegen zünftische Unterdrückung. In dieser Tradition des Protests steht auch der sogenannte Lakaientumult von 1704, der zur Hinrichtung des Angolaners führen sollte.

Als die Polizisten auf den Widerstand der Bevölkerung stießen (vielleicht wollten sie ihre Haut auch nicht wirklich zu Markte tragen), suchten sie in der nahegelegenen Gastwirtschaft Zum goldenen Lamm in der Naglergasse Zuflucht. Während sie sich dort verbarrikadierten, um auf Verstärkung zu warten, versuchten zahlreiche „zusammen gerottete Laqueyen / Heyducken / Lauffer auch ander gemeines Pövel“ (wie das Gericht es später formulieren sollte), Tor und Fenster des Gebäudes einzuschlagen, um die Arrestanten zu befreien.

Mitten in der wütenden Menge finden wir den jungen Mann aus Angola. Aus welchen Gründen er sich an dem Wirbel beteiligte, ob aus Freundschaft mit den Beteiligten, sozialer Unzufriedenheit oder bloß aus Trunkenheit, ob er sich nicht besser hätte rechtzeitig zurückziehen sollen – wer kann das heute noch sagen? Jacob nimmt aktiv am Protest der Wiener Unterschicht gegen die sogenannte Ordnung teil. Wie andere auch wirft er mit Steinen (nahegelegene Baustelle!) die Fenster ein, wie andere auch sucht er das Tor zum Wirtshaus aufzusprengen, wie andere auch fällt er einem Polizisten ins Gewehr. Sein Pech ist nur, daß er aufgrund seiner Hautfarbe besser sichtbar ist, auch nachher noch leichter erkannt werden kann. Eine zweite Einheit von Rumorsoldaten, die zur Befreiung der Kameraden heranmarschiert, sieht in ihm den Haupträdelsführer des Aufstands und nimmt ihn gefangen. Weit kommen sie mit ihm freilich nicht: Die „zusammen gerottete Laqueyen“ etc. sehen in dem jungen Afrikaner längst einen der Ihren, einen Mitstreiter im Kampf gegen die Obrigkeit, von welcher Hautfarbe auch immer. Mit verstärkter Wut fallen sie über die Soldaten her, die ihre militärische Überlegenheit in der engen Gasse nicht zur Geltung bringen können. Die Stadtwache wird in die Flucht geschlagen, Jacob Bock (oder wie immer er damals hieß) wieder in Freiheit gesetzt.

Das Gefühl des Sieges über die bewaffnete Macht motiviert die protestierende Menge. Der spontane Aufstand, wiewohl strategisch ohne Konzept und politisch chancenlos, verbreitert sich. Emotionen kommen hoch, man will es „denen da oben“ einmal zeigen. Anstatt sich zu zerstreuen und in den Schutz ihrer Quartiere zu flüchten, zieht die Menge über den Graben zum Neuen Markt, wo sich eine zentrale Polizeistation befindet. Diese wird geplündert und in Brand gesteckt. Aus ungeklärten Gründen löst sich ein Schuß aus einem Gewehr, ein 16jähriger (Straßen-) Musiker fällt schwer verletzt zu Boden und stirbt drei Tage später. Nun eskaliert die Situation zur Gänze. Militär greift ein und beendet den „Tumult“.

Etwa zur Zeit der Kämpfe auf dem Neuen Markt wird der junge Mann aus Angola von Nachtwächtern nahe der in Bau befindlichen Peterskirche, bei der Lotteriehütte auf dem Graben, schlafend auf einem Sandhaufen gefunden (übrigens ein Indiz dafür, daß er entweder obdachlos war oder über eine Wohnung in den Vorstädten verfügte, zu welchem er wegen der nachts geschlossenen Stadttore nicht mehr gelangen konnte). Die Wächter wissen vermutlich, daß ein „Schwarzer“ an dem Kampf in der Naglergasse beteiligt war, und verständigen die Behörden. Jacob wird neuerlich, diesmal für immer, verhaftet. Entweder in den Kerkern des Polizeigefangenenhauses oder (eher wahrscheinlich) in den Gewölben des Gerichtsgebäudes am Hohen Markt, der Schranne, wird er in den kommenden Tagen einem ausführlichen gütigen Verhör unterzogen, einem Verhör also, das laut Angaben des Gerichts (wie es der Betroffene erlebte, ist ja leider unbekannt) ohne die Anwendung der Folter auskommt.

Jacob gibt zwar zu, an der versuchten Attacke auf das Wirtshaus sowie am Kampf gegen die polizeiliche Verstärkung aktiv teilgenommen zu haben, leugnet jedoch, einen Soldaten niedergeschlagen zu haben, wie ihm zwei Zeugen der Anklage unter Eid unterstellen. Vollends bestreitet er, an den Geschehnissen auf dem Neuen Markt beteiligt gewesen zu sein. Dies kann ihm auch nicht bewiesen werden, zumal er etwa zur selben Zeit von den Nachtwächtern schon ganz woanders entdeckt worden ist. Derlei Spitzfindigkeiten freilich zählen nicht. Höheren Orts wünscht man, ein Exempel zu statuieren – die spektakuläre Hinrichtung des Rädelsführers mitten in der Stadt zur Abschreckung des unzufriedenen Volkes.

Daß es ein ungetaufter „Mohr“ ist, der gerichtlich als Urheber der Rebellion identifiziert werden soll, erhöht nicht nur die Attraktivität des Spektakels, sondern gibt der Öffentlichkeit auch einen politischen Fingerzeig: Ausländische, ja heidnische Agitatoren stellen die gottgewollte Herrschaftsordnung in den kaiserlichen Landen in Frage.

Das Argument, so weit hergeholt es scheinen mag, ist vor dem Hintergrund der kritischen politischen Lage des Jahres 1704 zu verstehen: Im Westen sah sich der Kaiser gezwungen, Krieg um sein spanisches Erbe zu führen (u. a. gegen Frankreich, Portugal [!] und Bayern), im Osten streiften die aufständischen ungarischen Bauern weitgehend ungehindert durch die Wiener Umgebung (auf Befehl des Prinzen Eugen wurde im Juli eine äußere Verteidigungslinie der Hauptstadt, der Linienwall, notdürftig fertiggestellt) und begann der Aufstand des Fürsten Rákóczi, der die Wiederherstellung der siebenbürgischen Autonomie forderte. Jedem dieser Gegner, so die Einschätzung in den Kanzleien der Hofburg, konnte an einem Aufstand im Zentrum der habsburgischen Macht nur gelegen sein. Vielleicht hielt man den zwanzigjährigen Mann aus dem Kongo auch nicht wirklich für einen Agenten – aber für das Entfachen einer Terrorhysterie in der Öffentlichkeit war er gut zu gebrauchen.

Ein deutlicher Fingerzeig also von ziemlich weit oben, Hofkriegsrat vielleicht oder Hofkanzlei. Welches Gericht – damals wie heute – würde in Zeiten äußerer Bedrohung einem obrigkeitlichen Wink dieser Art nicht erliegen? Noch dazu, wo von Seiten des Delinquenten kein prall gefülltes Kuvert zu erwarten war – ein Argument, dem sich das Stadtgericht normalerweise nicht verschließen konnte. Ob aber jemand von Rang und Namen – etwa ein adeliger Dienstgeber des Jacob Bock – für ihn intervenierte, ist unbekannt; angesichts der übergeordneten politischen Interessen wäre jedes diesbezügliche Engagement ohnehin ohne Chance geblieben. Die Richter taten, was man von ihnen erwartete. Wunschgemäß vertraten sie die Ansicht, es sei der junge Mann aus dem Kongo gewesen, der den Ausbruch des Tumults „hauptsächlich“ verursacht und daher auch zu allen folgenden Delikten „mittelbahre Ur-sach gegeben“ hätte – Bock also der generelle Sündenbock, dessen Verurteilung alle anderen (inländischen) Aufrührer entlastete. Folgerichtig wurden daher weder andere Beteiligte des Konflikts in der Naglergasse festgenommen noch die Plünderer auf dem Neuen Markt, geschweige denn der Urheber des tödlichen Schusses, ermittelt. Was die Wiener Bevölkerung betrifft, so wurde am 21. August ein scharfer Befehl des Stadtkommandanten, eines Marchese Obizzi, verlautbart. „Daß alle hoche und Niedere Herrschaften ihren Lagayen und Bedienten die großen und verdechtigen Zusammenkünfften verbiethen sollen,“ wurde in der Stadt ausgetrommelt, und „Daß sich niemandt von den Laggeyen understehen solle bey Lebensstraff die geringste ungelegenheit anzufangen.“

Als einziger konkret Beschuldigter jedoch stand Jacob Bock vor Gericht. Er wurde, nachdem man ihn noch getauft und mit einem christlichen Namen versehen hatte, zum Tod durch Erhängen auf dem Hohen Markt, der mittlerweile eingespielten Richtstatt, verurteilt: „Ihme zur wohlverdienten Straff / andern aber seines Gleichen zum erspieglenden Exempel und Abscheu.“ Umgehend erhielt das Urteil die landesfürstliche Bestätigung, vermutlich gleich mündlich durch den Stadtanwalt, der den blutgerichtlichen Prozessen als Repräsentant des Kaisers beizuwohnen hatte. Wie es sich gehörte, wurde der Richtspruch im Wiennerischen Diarium kundgemacht.

Durchschnittlich zwei bis drei Exekutionen fanden jedes Jahr auf dem Hohen Markt statt. In der Regel waren Frauen die Opfer, und ihre Tötung erfolgte mit dem Schwert: Irrgläubige, die das Allerheiligste geschändet, Mütter, die ihre Kinder oder Ehegatten ermordet hatten. Nur selten, und ausschließlich bei Männern, kam der Galgen zu Ehren: 1700 wurden zwei angebliche Anführer der Oppenheimer‘schen Plünderung gleich am Ort ihres Verbrechens aufgeknüpft, im Juli 1704 (sechs Wochen vor der Hinrichtung Bocks) auf dem Hohen Markt ein geheimer Bote des aufständischen Rákóczy gehenkt, 1706 ebenda ein widersetzlicher Kutscher, und immer wieder desertierende Soldaten. Während die Strafe der Enthauptung also der sozialen Kriminalität vorbehalten war, trat der Galgen nur bei politischen Delikten in Aktion: Aufruhr, Hochverrat und Fahnenflucht.

Samstag, 23. August 1704. Die Hinrichtung Jacob Bocks durch den Strang fand unter ungewöhnlich starken Sicherheitsvorkehrungen statt. „Eodem wurde ein getauffter Mohr / Nahmens Jacob Bock / welcher im jüngst eregten Tumult sich am meisten / vergriffen / auff dem Hohen-Marck / allwo eine starcke Mannschafft von der Stadt-Gardi und Burgerschafft im Gewehr stunde / auffgehenckt“, schrieb wieder die Wiener Zeitung. Offenbar fürchtete man einen Befreiungsversuch oder eine neuerliche Revolte. Vielleicht hatte man deshalb den Delinquenten gleich in der Schranne, dem alten Gerichtsgebäude (Hoher Markt 5), untergebracht, sodaß der lange Transport aus dem Gefangenenhaus in der Rauhensteingasse entfiel. Vielleicht trat deshalb auch die Totenbruderschaft nicht in Aktion, jene geheimnisvolle Gesellschaft angeblich hochgestellter Personen, die „im schwarzen Faltengewande, darüber ein kurzer schwarzer Ledermantel, worauf ein grosser kaiserlicher Adler zu sehen, mit verkapptem Gesichte, unter Vortragung eines Kreuzes und Anführung von zwei Augustiner-Mönchen... dem Verbrecher den letzten Zuspruch ertheilten.“ Oder wollte man dem schaulustigen Publikum ein letztes Mal den gottlosen Charakter der Rebellion vor Augen führen, indem man dem unglücklichen Opfer einer grausamen Justiz sogar den Trost der Religion versagte, in die man ihn gerade erst hineingetauft hatte?

Das Aufsehen muß ungeheuer gewesen sein. Der berühmte Stadthistoriker Fuhrmann hielt einen ausführlichen (wenngleich fehlerhaften) Bericht darüber noch 1739 für angebracht, und die Geschichte vom „aufgehängten Mohren“ ist durch ihn zum Bestandteil der lokalpatriotischen Präsentation des Hohen Marktes geworden, mit entsprechenden rassistischen Untertönen vor allem in der Nazizeit. Erst vor wenigen Wochen, zu seinem 300. Todestag, haben Sendungen von Rádio Nacional de Angola das unglückliche Schicksal des ersten Angolaners in Österreich der Vergessenheit entrissen. „Gott sey seiner armen Seel gnädig und barmhertzig.“ (INDABA 43/04).