Leseprobe INDABA 32/01

Schlag gegen demokratische Opposition

Während sich der letzte absolute Monarch Afrikas mit Weihnachtsliedern vergnügt, läßt die angekündigte Verfassungsreform auf sich warten. Anfang Oktober wurde der langgesuchte Oppositionsführer verhaftet.

Der politische Führer der wichtigsten Oppositionspartei von Swaziland, Mario Masuku, wurde am 1. Oktober verhaftet und - nachdem der Oberste Gerichtshof eine Freilassung auf Kaution abgelehnt hatte - in das Sidvwashini Prison in der Hauptstadt Mbabane eingeliefert. Masuku, Vorsitzender des People's United Democratic Movement (PUDEMO), wurde seit einem Jahr wegen “hochverrärterischer Aktivitäten” gesucht; es wird ihm eine Verschwörung gegen den letzten absolut regierenden Monarchen Afrikas, König Mswati III., zur Last gelegt.

Masuku war erst zwei Wochen zuvor auf dem fünften PUDEMO-Kongreß als Vorsitzender seiner Partei wiedergewählt worden. Diese Veranstaltung hatte allerdings in Südafrika stattfinden müssen - in Swaziland sind nämlich alle politischen Parteien verboten.

Abgesehen von endlosen Familienstreitigkeiten - Langzeit-König Sobhuza II. hatte insgesamt 127 Nachkommen hinterlassen, von denen nicht wenige mit dem jungen Absolventen eines britischen Colleges konkurrieren - scheint der König politisch nach wie vor alle Fäden fest in der Hand zu halten. Zwar hatte Anfang September ein Gericht das vom Minister für öffentliche Angelegenheiten, Mntonzima Dlamini (einem nahen Verwandten des Königs) verhängte Verbot der unabhängigen Wochenzeitung Guardian aufgehoben, von Pressefreiheit kann in dem kleinen Bergkönigreich allerdings keine Rede sein. Zufälligerweise (?) am Tag der Verhaftung Masukus wurde der Chefredakteur des regierungseigenen Swazi Observer, Sandile Ntshakala, in der Nähe der Industriestadt Manzini von unbekannten Attentätern erschossen. Während die offizielle Version von einem bewaffneten Raubüberfall spricht, weisen Beobachter darauf hin, daß schon vor einem Monat ein Journalist derselben Zeitung, Mfanukhona Nkambule, in seinem haus in Manzini ermordet worden war. Der/die Täter blieb(en) bis heute unentdeckt.

Wirtschaftlich scheint Swaziland vor schwierigen Zeiten zu stehen. Zwei der landesweit größten Arbeitgeber haben die Schließung ihrer Betriebe angekündigt. Allein der südafrikanische Papiergigant SAPPI hat die Absicht, durch Schließung seiner Produktionsstätte in Usutu bis Jahresende 1.500 Arbeitskräfte freizusetzen, sollte es nicht zu wesentlichen Kostenreduktionen kommen. Weitere 1.000 Arbeitsplätze dürften durch die Versteigerung des in Konkurs gegangenen Kühlschrankherstellers Masterfridge verloren gehen. Sollte es dazu kommen, würde dies nicht nur eine Verschlechterung der ohnehin bereits angespannten sozialen Situation in Swaziland bedeuten, sondern auch eine Schwächung der Gewerkschaftsbewegung, die traditionell eine wichtige Basis der oppositionellen PUDEMO-Bewegung darstellt.

Erst im August hatten PUDEMO und die Gewerkschaften zum Boykott des vom König einberufenen Imbizo - einer traditionellen Volksversammlung - in der königlichen Residenz Ludzidzini zwischen Mbabane und Manzini.aufgerufen. Bei dieser sollte der seit Jahren überfällige Bericht der Constitutional Review Commission (CRC) vorgestellt werden - einer weithin von der königlichen Familie beherrschten, politisch nicht repräsentativen Kommission, deren Einsetzung die Opposition von Anfang an kritisiert hatte (INDABA 13/97). Angesichts der starken Position der traditionellen Aristokratie vor allem in den ländlichen Gebieten war der Boykottaufruf allerdings nur teilweise auf Widerhall gestoßen.

Rechtzeitig vor Weihnachten hat der König auch eine PR-Initiative in eigener Sache unternommen. Ein neues Gospel-Album kann sich der Mitwirkung des Staatsoberhauptes rühmen: Praise Be His Name, heißt der Song, der von König Mswati III. persönlich vorgetragen wird. “Jeder hier in Swaziland ist vom Gospel-Fieber erfaßt,” so Brenda Dube, Managerin eines Musikladens in Manzini. “und auch in diesem Bereich gibt der König den Ton an.” Das Album wurde von den Ncandweni Christ Ambassadors, der führenden Gospel-Gruppe des Landes, herausgebracht, deren Chöre und Lieder nicht nur in den christlichen Kirchen, sondern auch von traditionellen Heiler/innen (einer im traditionalistischen Swaziland einflußreichen Berufsgruppe) gern gehört werden.

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