Leseprobe INDABA 18/98

CITES-Zwischenbilanz: Von Elfenbeinhandel und Elefantenschutz

Ein Jahr alt ist nun die im Juni 1997 gefundene Regelung, die drei Ländern im Südlichen Afrika einen kontrollierten Handel mit Elfenbein ab 1999 gestattete. Die Vorbereitungen darauf laufen auf Hochtouren und sollen für den Tierschutz positive Auswirkungen haben, meint Malan Lindeque, der zuständige namibische Experte.

Begleitet von zahlreichen Kontroversen war im Juni 1997 anläßlich der 10. Konferenz der Vertragsstaaten der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES) in Harare das internationale Elfenbeinembargo gelockert worden. Bei dem - kurz Artenschutzkonferenz genannten - Meeting hatten Botswana, Namibia und Zimbabwe mit aktiver Unterstützung aller SADC- bzw. afrikanischen Staaten eine Sonderregelung durchgesetzt, die ihnen eine kontrollierte kommerzielle Nutzung von Elfenbeinvorräten ab dem Jahr 1999 gestattet.
Mit Zweidrittelmehrheit - und bei Stimmenthaltung der EU-Staaten - hatte die Konferenz entschieden, die Elefantenpopulationen in Zimbabwe, Namibia und Botswana von Anhang I des Vertragswerks ("vom Aussterben bedroht") in den Anhang II ("gefährdet") herunterzustufen. Während europäische Tierschutzorganisationen von einem "schwarzen Tag" sprachen, verwandelte sich der Sitzungssaal in ein afrikanisches Freudenfest mit Gesängen und traditionellen Tänzen. Die afrikanischen Länder hatten dem Westen zuvor vorgeworfen, aus der Elfenbeinfrage einen Glaubenskrieg zu machen. Zimbabwes Umweltminister Chen Chimutengwende hatte den Westen gar beschuldigt, sich Afrika nur als unterentwickelten "Zoo für Urlaubsreisen" halten zu wollen.

Im Jahr 1973 hatte man die CITES-Konvention geschlossen, um ein internationales Kontrollsystem für den Handel mit gefährdeten Tierarten zu etablieren. Seither jedoch wurde CITES - mit gegenwärtig 138 Mitgliedsländern - von einigen Industrieländern wie auch internationalen Umweltorganisationen dazu benutzt, zusammen mit dem illegalen auch den legalen Tierhandel auszuschalten. CITES wurde immer mehr zu einem Instrument, dessen sich die Industrieländer bedienten, um den Entwicklungsländern eine westliche, im Prinzip moralische und pragmatisch schwer umsetzbare Sichtweise des Problems aufzuzwingen. Die Folge davon war, daß das praktisch umfassende Verbot des Handels mit der afrikanischen "Megafauna" - Rhinozeros, Elefant, Leopard, Cheetah, Flußpferd, Gorilla, Schimpanse, Okapi, Löwe oder Krokodil - und ihren Folgeprodukten nicht zu verstärktem Tierschutz, sondern eher zu Problemen bei der Tierkonservation führte.
Natürlich hatte die illegale Elefantenjagd der achtziger Jahre in vielen Regionen ein Problem dargestellt. Gerade südlich der Flüsse Kunene und Zambezi jedoch war man imstande gewesen, ein effizientes Tiermanagementsystem einzuführen und die Wilderei von Elefanten zu minimieren. Zimbabwe, Namibia und Botswana hatten das ganze 20. Jahrhundert hindurch große Elefantenherden gehabt und sich dadurch von anderen Regionen in Afrika unterschieden. Anders als etwa in Kenya waren im Südlichen Afrika die Elefanten nie von der Ausrottung bedroht gewesen, weil die Wilderer sie weitgehend verschonten. Statistiken zeigen seit Anfang des Jahrhunderts sogar einen ständigen Zuwachs. Nicht zuletzt geht dies auf die gut durchdachten Wildhege-Programme der meisten Länder zurück; eine vernünftige Gesetzgebung, strikte Kontrollen und vor allem die Unterstützung aus der Bevölkerung haben die Elefanten geschützt. Heute sind die Herden mit inzwischen über 150.000 Tieren so groß, daß sie für die Einheimischen ein Problem bilden.
Elefanten in Überzahl zerstören nämlich das Lebensumfeld des Menschen. Busch verwandelt sich in Grasland, Grasland versteppt, und darunter leiden nicht nur die sympathischen Dickhäuter, sondern viele andere Tierarten. Hungrige Elefanten verwüsten auch landwirtschaftliche Kulturen und machen damit das Leben der Bevölkerung noch schwieriger. Die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in Programme einer gezielten Bewirtschaftung der Tierbestände in Verbindung mit Öko-Tourismus erwies sich von daher von besonderer Wichtigkeit.
Aber es gab auch wirtschaftliche Effekte: Da der Elfenbeinhandel ohnehin verboten war und damit eine Einnahmequelle entfiel, gab es zuwenig materielle Anreize für aktiven Elefantenschutz, vor allem in den Regionen außerhalb der proklamierten Nationalparks. Tierschutz - und vor allem der Schutz der Lebensräume von bedrohten Tieren - drohte zu einem Bereich zu werden, in den niemand mehr investierte, weil der wirtschaftliche Wert dieser Tierarten mangels Verkaufsmöglichkeit abnahm. Namibia, Botswana und Zimbabwe haben daher die Aufnahme der Elefanten in Anhang I der Konvention im Jahr 1989 nie akzeptiert. Ihrer Ansicht nach geschah dies durch eine internationale Gemeinschaft, welche zwischen dem vereinfachenden Slogan "Rettet den Elefanten" in vielen Medien und echten Konservationsinteressen nicht differenzierte. Daher ergriffen diese Länder auch die Initiative, um - gegen den Widerstand der meisten Industrieländer, aber auch einiger weniger Länder in Afrika selbst - eine Lockerung der Bestimmungen durchzusetzen.

Die Annahme der afrikanischen Vorschläge bei der Artenschutzkonferenz 1997 bedeutete nun einen sehr begrenzten und streng kontrollierten Handel unter internationaler Aufsicht. Botswana, Namibia und Zimbabwe dürfen ab 1999 jene Lagerbestände an Elfenbein verkaufen, die von natürlich oder bei Unfällen gestorbenen Tieren stammen. Dies sind bei Botswana 25,3 Tonnen, bei Zimbabwe 20 Tonnen und bei Namibia 13,8 Tonnen. Die Elfenbeinexporte dieser drei afrikanischen Staaten dürfen jedoch nur nach Japan erfolgen. Japan hat strikte Einfuhrkontrollen und ist traditionell ein Verbraucher von Elfenbein und nicht - wie Hongkong oder Taiwan - lediglich Durchgangsland für die Verarbeitung. Sollte es eine Zunahme des illegalen Handels geben oder Anzeichen für ein Wiederaufflammen der Wilderei, tritt das Elfenbein-Handelsembargo wieder voll in Kraft.

In Namibia sind alle für den Handel in Frage kommenden Elefantenstoßzähne bisher zentral gesammelt und einzeln numeriert und katalogisiert worden. Sämtlicher anderer Handel blieb im namibischen Recht auch weiterhin untersagt. "Es ist unbedingt erforderlich, daß strikteste Kontrollen durchgeführt werden, denn das internationale Vertrauen in einen regulierten Elfenbeinhandel muß hergestellt werden," erklärten Vertreter des namibischen Ministeriums für Tierschutz und Tourismus, das für die Umsetzung der CITES-Konvention zuständig ist.

Die Einnahmen aus dem Verkauf der 13,8 Tonnen Elfenbein müssen per Regierungsbeschluß für Projekte zum Schutz der Elefanten und von dörflichen Tierschutzprogrammen verwendet werden. Die Mittel dafür sollen von einem speziellen, vom Parlament errichteten Fonds verwaltet werden. Es gibt keine privaten Gewinninteressen, um ein Anwachsen des illegalen Handels zu vermeiden. Insgesamt rechnet man mit einem Ertrag von einigen Millionen namibischen Dollars. In den Folgejahren werden die verkaufbaren Bestände bzw. die Erträge daraus wesentlich kleiner sein.
Exporte von Lebend-Elefanten für nicht-kommerzielle Zwecke (d.h. für Tiergärten oder Safariparks) sind nunmehr ebenfalls erlaubt, sofern sie an lizensierte Käufer erfolgen und kein anschließender kommerzieller Handel mehr erfolgt. Auch Jagdtrophäen können aus Namibia ausgeführt werden, soferne sie dann nicht weiterverkauft werden.

Es ist die klare Absicht Namibias, seine Elefantenpopulation mit derselben oder sogar noch größerer Sorgfalt zu schützen als vor der Lockerung des Embargos. Die Zusammenarbeit mit den übrigen Staaten der Region sollte sogar noch ausgeweitet werden. An die namibische Öffentlichkeit wurde appelliert, Fälle von Wilderei oder illegalen Elfenbeinverkäufen behördlich zu melden; damit soll Tierschutzorganisationen in Europa oder den Vereinigten Staaten kein Vorwand geliefert werden, gegen die neugefundene Regelung insgesamt aufzutreten.
Eine SADC-weite Informations- und Aufklärungskampagne soll zudem gestartet werden, um die Bevölkerung mit den verschiedenen Aspekten des Elefantenschutzes und des Elfenbeinhandels vertraut zu machen. Letztlich wird nach wie vor das grundlegende Ziel der CITES-Konvention angestrebt: ein nachhaltiges Umgehen mit den natürlichen Ressourcen eines Landes, inklusive seiner Fauna. Ein solcher Umgang liegt nicht nur im Interesse des Tierschutzes, sondern letztlich auch im Interesse einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung.

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